Modellierung der Felssturzgefährdung am Mittelrhein- und Moseltal
Zeitschrift: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen, 202149: 197 -
Hagge-Kubat, Teemu; Süßer, Philip; Enzmann, Frieder; Wehinger, Ansgar, 2021: Modellierung der Felssturzgefährdung am Mittelrhein- und Moseltal. In: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen, Band 49: 197DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-5739.
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Das Mittelrhein- und das Moseltal sind in den letzten Jahren häufig von Steinschlägen
und Felsstürzen betroffen gewesen. Durch die geomorphologische Grundsituation sowie
die dichte Verkehrsinfrastruktur innerhalb der Täler kommt es in diesem Gebiet immer wieder
zu erheblichen Schadensfällen. Diese haben weitreichende wirtschaftliche und infrastrukturelle
Folgen, bei denen auch Personenschäden nicht auszuschließen sind. Es besteht daher der
konkrete Bedarf einer vorsorgenden Gefahrenanalyse um weitere Schäden nach Möglichkeit zu
verhindern und Präventionsmaßnahmen zu realisieren. Der hier vorgestellte Forschungsansatz
hat die Ausweisung unterschiedlicher Gefahrenzonen von Steinschlägen und Felsstürzen für die
anliegende Infrastruktur innerhalb des Mittelrhein- sowie Moseltals zum Ziel. Dafür wurden auf
Basis von hochauflösenden LiDAR-Geländemodellen in die Fläche gerechnete Steinschlagsimulationen
mittels der Open Source Software SAGA GIS durchgeführt. Es konnte gezeigt werden,
dass durch die präzise Ausweisung der Steinschlagquellgebiete mittels Surf-Slope-Index, sowie
von Daten zur Vegetation und Geologie konkrete Felssturzereignisse plausibel nachgestellt werden
können. Durch die Validierung mittels der Rutschungsdatenbanken von LGB und LBM sowie
zahlreichen Groundchecks im Gelände konnten die Modellierungsergebnisse bestätigt und weitere
Verbesserungen erzielt werden. Anhand der Verschneidung mit realen Infrastrukturdaten
wurden Vulnerabilitätsberechnungen durchgeführt, die eine Gefährdungsabschätzung konkreter
Streckenabschnitte der Verkehrsinfrastruktur ermöglicht. Diese decken sich mit den tatsächlich
stattgefundenen Schadensfällen und Sicherungsmaßnahmen und können entsprechend als
plausibel eingeschätzt und für eine Gefährdungszonierung verwendet werden. Abstract: In recent years the Middle Rhine- and Moselle-valley has often been affected by rockfall-
events. Due to the high geogenic exposure as well as the dense traffic infrastructure in the
valleys, significant cases of damage with far-reaching economic and infrastructural consequences
occurred in this area. Therefore there is a specific need for a precautionary risk analysis in
order to prevent further damage and to implement preventive measures. The research approach
presented here aims to identify different danger zones for adjacent infrastructure in the valleys.
For this purpose, rockfall simulations were calculated using the open source software SAGA GIS
on the base of high-resolution LiDAR terrain models. It could be shown that concrete rockfall
events were plausibly simulated through the precise identification of the rockfall source areas
and further input data like vegetation and geology. Validation using the LGB and LBM landslide
databases as well as numerous ground checks allowed the modelling results to be plausible. By
intersecting with real infrastructure data, it was possible to carry out risk assessments of specific
sections of roads and railway lines. These coincide with the actual cases of damage and safety
measures and can therefore be assessed as plausible and used for hazard zoning.