TSK 11 Göttingen 2006 Kiechl et al. Die hydrogeologische Wirk- samkeit von Störungen am Beispiel des Talhof-Störungs- System (Ostalpen, Öster- reich) Poster Eva Kiechl1 Robert Rabitsch1 Heiko Gaich1 Walter Kurz1 Gerfried Winkler2 In der oberen Kruste sind Störungszo- nen üblicherweise aus komplexen Netz- werken von diskreten Brüchen unter- schiedlicher Genese zusammengesetzt. Sie stellen daher meist maßgebliche Zonen bevorzugter unterirdischer Was- serwegigkeiten dar. Außerdem sind sie somit wesentlich für die hydrogeolo- gische Beurteilung von Gebirgskörpern, da massive Wassereinbrüche im Unter- tagebau sehr häufig an Störungszonen gebunden sind. Solche Störungszonen zeigen für ge- wöhnlich eine räumlich-zeitliche Ent- wicklung vom Ausgangsgestein zu voll- ständig ausgeprägten Störungszonen mit einer internen strukturellen Gliede- rung (Protolith — damage zone — fault core). Die hydraulische Bewertung von Stö- rungen ist ein wesentlicher Eingangspa- rameter für eine numerisch hydraulische Modellierung von Gebirgskörpern. Hier- für ist es notwendig das hydraulische Verhalten und die Wirksamkeit der ver- schiedenen Bereiche der Störung zu be- schreiben und für die modellhafte Um- setzung mit hydraulischen Kenngrößen zu belegen. Das Ziel der Arbeit ist eine Korrela- tion von strukturgeologischen Parame- tern mit hydraulischen Parametern (kf , 1 Institute of Applied Geosciences, Graz, Austria 2 Joanneum Research, Institute of Water Resources Management, Graz, Austria T, . . . ). Dies kann als eine hydraulische Kalibration der einzelnen Störungsklas- sen in Verbindung mit Wasserdurchläs- sigkeit angesehen werden Für eine Fallstudie wurde als Test- gebiet das Talhof-Störungssystem im Nordostteil der Ostalpen (Semmering- Raxgebiet, Österreich) gewählt. Diese subvertikale, ca. E–W streichende Talhof-Störung zeigt links-lateralen Versatz und schneidet permo-triassische Sequenzen (Quarzite, Karbonate) der unterostalpinen Einheiten, wel- che den unteren Teil einer permo- mesozoischen Cover-Sequenz bilden. Im Untersuchungsgebiet zeigen sie eine sub-vertikale Lagerung und streichen E–W bis NE–SW. Diese Gesteins- einheiten sind durch unterschiedliche Rheologie und daher unterschiedlichem Deformationsverhalten charakterisiert. Im bearbeiteten Bereich schneidet die Talhofstörung die primäre Quarzit- Karbonatabfolge spitzwinkelig. Bruch- hafte Strukturen in den Karbonaten sind charakterisiert durch die Bildung von diskreten Brüchen (Scher-und Extensionsbrüche) und zementierten tektonischen Breckzien. Innerhalb der Quarzite ist der Protolith durch bei- nahe vollständige Auflockerung bis zur Bildung von kohäsionslosen Kakiriten gekennzeichnet. Kartierungen im Kleinmaßstab (Li- thologie, Bruchstrukturen), und die detaillierte Untersuchung repräsentati- ver Aufschlussbereiche (incl. der Auf- nahme von Scan-lines) geben De- tailinformationen über die Geometrie des Bruchsystems. Für die hydrauli- sche/hydrogeologische Auswertung und Analyse werden in erster Linie die richtungsgebundenen Kluftvolumina be- stimmt. Hierfür werden Kluftsystem- parameter wie Raumlage, Öffnung, li- 1 Kiechl et al. TSK 11 Göttingen 2006 nearer Durchtrennungsgrad sowie ku- mulative Öffnungsparameter (z.B. Auf- lockerung des Gebirges, relativer An- teil an Porenvolumen) u.dgl. aufgenom- men und mittels statistischer Metho- den (Clustering — hierarchisch, fuzzy c- mean) nach objektiven Kriterien ausge- wertet. Die Kakirite werden auch mit- tels labormäßige Porositätsmessungen untersucht, um Rückschlüsse über Spei- cherverhalten und Durchlässigkeiten zu erhalten. Auf Basis dieser Daten kön- nen bestimmte Domänen definiert wer- den, denen jeweils spezifische hydrau- lische Wirksamkeiten zugeordnet wer- den kann. Bei der statistischen Auswertung muss besonders auf die in unterschiedlicher Qualität und Maßstab vorliegenden Da- tensätzen zwischen den ober- und un- tertägig erhobenen und aufgenommenen Parametern Rücksicht genommen wer- den. Ebenso muss ein gemeinsamer Bewertungsschlüssel zwischen struktur- geologischer Gebirgsbeschreibung und hydrogeologischer Bewertung hinsicht- lich Konsistenz und Vergleichbarkeit erarbeitet werden. Dies ist vor al- lem notwendig, um geologisch erho- bene Parameter in bestehende hydro- logische/hydrogeologische Berechnungs- und Modellierungsverfahren zur Ermitt- lung von Speichervolumina und hydro- graphischen Einzugsgebieten einfließen lassen zu können. Als Resultat der statistischen Auswer- tungen werden die Parameter in Grup- pen bzw. Klassen unterteilt. Weitere Unterteilungen bzw. Klassifizierungen, unter anderem in Hinblick auf unter- schiedliche Auswirkungen auf verschie- dene lithologische Einheiten, sind Be- standteile der statistischen Auswertung. In weiterer Folge werden die Ergeb- nisse der statistischen Auswertungen (objektiv) der subjektiven hydrogeolo- gischen Gesamtbeschreibung der Stö- rungen interpretativ gegenübergestellt. Zudem können die ermittelten hydrau- lischen Kennwerte den errechneten Po- rositäten und Kluftvolumina der Stö- rungen gegenüber gestellt und vergli- chen werden. Dies stellt auch einen wesentlichen Bearbeitungsschritt in der Ausweisung hydrographischer Einzugs- gebiete in Festgesteinskörpern dar, da Störungen einen wesentlichen Einfluss in Bezug auf deren Erstreckung und Aus- dehnung haben. In Verbindung mit hy- drologischen Daten (Wasserbilanz) sind die somit wichtige zusätzliche Eingangs- daten für die Berechnung von Bergwas- serzutritten (Spitzenzutritte und Behar- rungsmengen) vorhanden. 2