TSK 11 Göttingen 2006 Steffes et al. Deformation der karbonati- schen Espanola-Formation im zentralen Teil der Sudbury- Impaktstruktur, Kanada Poster Elisabeth Steffes1 Ulrich Riller2 Daniel Doman2 Archaische Granitoide und paläopro- terozoische Metasedimente der Hu- ronian Supergroup werden von dem schüsselförmigen und partiell erodier- ten 1.85Ga alten Impaktschmelzkom- plex der Sudbury-Impaktstruktur über- lagert. Huronische Metasedimente und deren basaler Kontakt zum granitoi- den Grundgebirge stehen in einer Ent- fernung bis zu 15 km von dem lagigen Komplex und um diesen herum steil. Obwohl diese Steilstellung durch die Bil- dung eines impakt-induzierten Zentral- berges erklärt werden kann, ist unklar, ob orogene Verformung vor dem Impakt an der Steilstellung beteiligt war. Um hierüber Aufschluss zu gewinnen, wur- den die basalen Huronischen Einheiten, insbesondere die karbonatische Espano- la Formation und deren benachbarte Metakonglomerate und Metasandsteine, nordöstlich des Impaktschmelzkomple- xes strukturell untersucht. Aufgrund er Nähe der metasedimentären Einheiten (ca. 5km) zu dem 2,5 km mächtigen Schmelzkomplex wurde daher auch des- sen möglicher thermischer Einfluss auf die Metasedimente untersucht. Die Espanola Formation ist durch einen engen Lagenbau gekennzeichnet, der durch deutliche Unterschiede in der Korngröße und der Mineralzusammen- 1 Freie Universität Berlin, Institut für Geolo- gische Wissenschaften, Malteser Str. 74–100, D-12249 Berlin 2 Humboldt-Universität zu Berlin, Museum für Naturkunde, Invalidenstr. 43, 10115 Berlin setzung bestimmt wird. Dunkle Lagen sind feinkörnig und enthalten Erze und unterscheiden sich von helleren Lagen, die an Quarz und Feldspat angerei- chert sind. Messungen der Orientierung von Schichtflächen, planaren und linea- ren Mineralgefügen, sowie Faltenach- sen wurden an insgesamt 360 Stationen durchgeführt und dienten zusammen mit lithologischen Beobachtungen der Erstellung einer detaillierten Struktur- karte. Entgegen älterer Kartierungen, zeigt diese, dass die Espanola-Formation nicht diskontinuierlich auftritt, sondern im Gegensatz zu ihren siliziklastischen und mechanisch kompetenteren Nach- bareinheiten im Dezimeter- bis 10er- Meter-Bereich stark verfaltet ist. Eine strukturelle Detailkartierung zeigt ins- besondere einen asymmetrischen Falten- bau, der durch flach ESE-einfallende Achsen und steile WNW–ESE strei- chende Achsenebenen gekennzeichnet ist. Minerallineationen sind parallel zu Kleinfaltenachsen. Desweiteren zeichnet sich die Espanola Formation durch ei- ne achsial-planare Drucklösungsschiefe- rung aus. Diese strukturellen Befunde belegt einen orogenen Ursprung der Fal- tung. Die Überprägung von Kleinfalten durch Pseudotachylitzonen belegt des- weiteren, dass der asymmetrische Fal- tenbau bereits vor dem Impaktereignis angelegt wurde. Inwieweit dieser Fal- tenbau durch impaktinduzierte Verfor- mung modifiziert, insbesondere rotiert, wurde, ist noch unklar. Mikrostrukturelle Untersuchungen, z.T. mithilfe des Kathodoluminiszenzmikro- skopes, zeigen, dass planare und li- neare Mineralgefüge durch eine deut- liche Vorzugsorientierung von Kalzit definiert sind. Jedoch ist Kalzit na- hezu vollständig durch eine polygo- nale Ausbildung seiner Korngrenzen 1 Steffes et al. TSK 11 Göttingen 2006 mit 120°-Tripelpunkten gekennzeichnet. Dies zeigt, dass planare Kalzitgefüge durch eine statische Rekristallisation überprägt wurden. Im Gegensatz dazu waren die siliziklastischen Nachbarein- heiten der Espanola Formation ledig- lich einer dynamischen Rekristallisati- on von Quarz ausgesetzt. Dies bedeutet, das die Gesteine thermische unter sta- tischen Bedingungen in einem Tempe- raturfenster von mindestens 150°C, der Rekristallisationstemperatur von Kal- zit, und höchstens 300°C, der Rekristal- lisationstemperatur von Quarz, über- prägt wurden. Ursache für die lokale, statische Überprägung ist aller Wahr- scheinlichkeit nach der nahegelegene Im- paktschmelzkomplex. Dies birgt wichti- ge Konsequenzen für die Abschätzung der ursprünglichen Ausdehnung dieses Komplexes. 2