TSK 11 Göttingen 2006 Burchardt et al. Tektonische Entwicklung des Geitafell-Vulkans, Südost- Island Poster Steffi Burchardt1 Agust Gudmundsson1 Michael Krumbholz1 Nadine Friese1 Der Geitafell-Vulkan ist ein erlosche- ner tertiärer Zentralvulkan (Stratovul- kan) in Südost-Island. Aufgrund tiefer glazialer Erosion ist das Innere des Vul- kans bis hinab zur erloschenen krustalen Magmakammer aufgeschlossen. Das bie- tet die einmalige Möglichkeit, die Infra- struktur und die tektonische Entwick- lung eines typischen isländischen Zen- tralvulkans zu untersuchen. Der Geitafell-Vulkan besteht aus ei- ner Abfolge von eruptiven Materiali- en unterschiedlicher mechanischer Ei- genschaften wie zum Beispiel basalti- sche Laven, Hyaloklastite und saure Ex- trusiva. Im Kern des Vulkans ist der obere Teil einer erloschenen krustalen Magmakammer in Form mehrerer Gab- brokörper aufgeschlossen. Im direkten Kontakt mit der Magmakammer befin- det sich ein sehr dichter Schwarm von Kegelgängen, die von der Magmakam- mer injiziert wurden, als der Geitafell- Vulkan von etwa 5 bis 6Ma aktiv war (Fridleifsson, 1983). Um unser Verständnis über die vulkano- tektonische Entwicklung des Zentralvul- kans zu verbessern, wurden im Geitafell- Gebiet mehr als 500 Gänge und Ke- gelgänge, 400 Mineralgänge und etwa 1100 Klüfte gemessen. Die Analyse der Orientierung der Kegelgänge zeigt eine kreisförmige Verteilung der Streichrich- tungen mit einem Maximum in N–S- 1 Abteilung Strukturgeologie und Geodyna- mik, Geowissenschaftliches Zentrum Göttin- gen, Goldschmidtstraße 3, 37077 Göttingen Abbildung 1: Stereographische Projektion (untere Hemisphäre) von A) 1087 Klüften und B) 48 Gängen und Kegelgängen in den Gabbros im Geitafell-Vulkan. Richtung. Die Analyse des Kluft- und Mineralgangsystems innerhalb der Gab- brokörper zeigt zwei senkrecht zuein- ander stehende Hauptstreichrichtungen: NNW–SSE und ENE–WSW. Die mei- sten Klüfte in den Gabbros sind Ab- kühlungsklüfte (Säulenklüfte), die sich bildeten, als der äußere Teil der Mag- 1 Burchardt et al. TSK 11 Göttingen 2006 Abbildung 2: Rekonstruktion der Geometry der Magmakammer basierend auf den Auf- schlüssen von Gabbros und Kelgelgangschwärmen. Der Geitafellsbjörg-Gabbro und der Vidbordsfjall Gabbro befinden sich im direkten Kontakt mit sehr dichten Kegelgang- schwärmen. Der maximale Durchmesser der rekonstruierten Magmakammer war etwa 7 km. Geologie basierend auf Fridleifsson (1983). makammer abkühlte und sich verfestig- te. Die Übereinstimmung zwischen den Richtungen von Klüften und Mineral- gängen deutet an, dass Abkühlungsklüf- te als Wegsamkeiten für geothermale Fluide, die durch die abgekühlte, äußere Hülle der der Magmakammer zirkulier- ten, dienten. Des Weiteren zeigt die Ori- entierung von 48 Gängen, die die Gab- bros schneiden, dass einige Klüfte als Wegsamkeiten für die spätesten Gänge und Kegelgänge, die von der Magma- kammer injiziert wurden, genutzt wur- den. Diese spät gebildeten Gänge pas- sierten auf ihrem Weg in den Kegel- gangschwarm eine abgekühlte, aber im- mer noch heiße Hülle der Magmakam- mer. Die Zahl der Gänge, die den Gab- bro schneiden, ist jedoch niedrig im Ver- gleich mit der Zahl der Gänge im Kegel- gangschwarm. Luftbilder und Geländebeobachtungen zeigen, dass die Magmakammer im Kern des Geitafell-Vulkans sill-förmig war und einen Durchmesser von etwa 7 km besaß. Die Geometrie der Mag- makammer und die mechanischen Ei- genschaften der Hauptschichten, die den Geitafell-Vulkan aufbauen, wurden in numerischen Modellen verwendet, um das lokale Spannungsfeld um die Mag- makammer zu simulieren. Die Resultate erlauben uns, die Intensität und Geome- trie des Kegelgangschwarms zu erklären. 2 TSK 11 Göttingen 2006 Burchardt et al. Zusätzlich wurden numerische Model- le erstellt, um die Bildung der Cal- dera im Geitafell-Vulkan zu erklären. Geländebeobachtungen von Fridleifsson (1983) zeigen, dass die Caldera einen Durchmesser von etwa 8 bis 10 km be- sitzt. Die numerischen Modelle deuten darauf hin, dass die Aufwölbung des Magmareservoirs an der Kruste-Mantel- Grenze unter der sill-förmigen Mag- makammer zum Caldera-Kollaps im Geitafell-Vulkan geführt hat. Literatur Fridleifsson, GO (1983) The Geology and the Alteration History of the Geitafell Central Volcano, Southeast Iceland. Ph.D. thesis, Grant Institute of Geology, University of Edinburgh, pp 371 3