Erläuterungen zu einer geologischen Karte des Kalkalpen-Nordrandes im Bereich des Großen Walsertales

Otte, Olaf

DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-6492
Otte, Olaf, 1988: Erläuterungen zu einer geologischen Karte des Kalkalpen-Nordrandes im Bereich des Großen Walsertales. Berliner geowissenschaftliche Abhandlungen. Reihe A, Geologie und Paläontologie; Band 101, Reimer, Berlin, 37 S., DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-6492. 

Abstract

Im Bereich des mittleren Großen Walsertales sind der Vorarlberger Flysch, die Arosa-Zone und die oberostalpinen Nördlichen Kalkalpen aufgeschlossen. Das Oberostalpin gliedert sich von Norden nach Süden in folgende tektonische Einheiten: Zitterklapfen-Schuppe, Wandfluh-Schuppe, Staffelfeder-Braunarlspitz-Schuppe , Rote Wand-Synklinori um und Klostertal-Sattel. Zwischen der Zitterklapfen-Schuppe und der Wandfluh-Schuppe greift der Vorarlberger Flysch mit dem jüngsten Schichtglied, der Fanöla-Serie , vom Kalkalpenrand als Partnom-Halbfenster nach Osten ein. Die Arosa-Zone ist am Kalkalpenrand unter der Zitterklapfen-Schuppe als mehr oder weniger geschlossener Streifen zu verfolgen. Außerdem tritt sie in drei Fenstern zutage: Unter der Wandfluh-Schuppe, von der Partnom-Alm und am Südrand der Staffelfeder-Braunarlspitz-Schuppe im Klesenza- Joch. Die Arosa-Zone enthält hauptsächlich Ophiolith-führenden Oberjura und die Kreideschiefer-Serie. In den südlich gelegenen Fenstern zeigt sie Fazieselemente der paläogeographisch nördlicheren bzw. tektonisch tieferen Falknis-Sulzfluh-Einheit . Die Kreideschiefer-Serie der Arosa-Zone am Kalkalpenrand unterscheidet sich faziell nicht von derjenigen der oberostalpinen Zitterklapfen-Schuppe; zusammengefaßt werden beide als "Randostalpine Kreide-Serie" bezeichnet. Die geschlossene Schichtfolge des Oberostalpins beginnt abgesehen von verschürften Anis-Kalken und Resten von Raibler Schichten mit dem Hauptdolomit. Darüber folgt das Plattenkalk-Niveau und das Rhät. Das jüngere Mesozoikum zeichnet sich durch Schwellen- und Becken-Bereiche aus. Nur im Oberjura kam es zu einer Nivellierung des submarinen Reliefs. Die Sedimentation der Kreideschiefer-Serie zeigt festlandsnahen Charakter. Die ersten gebirgsbildenden Deformationen erfolgten nach Ablagerung der Kreideschiefer-Serie, also nach Cenoman/Turon mit der Abscherung bzw. Oberschiebung der oberostalpinen Decke. Die interne Faltung der Kalkalpen begann erst nachoder gegen Ende der Deeken-Bewegung im Alttertiär. Die älteste Verformung innerhalb des Oberostalpins erzeugte E/W-streichende Faltenstrukturen. Danach entstanden SE/NW-streichende Strukturen (Formarin-Störungssystem mit südvergenten Ober- bzw. Aufschiebungen und Faltenabschiebungen). Erst danach bilden sich die größeren, etwa E/W-streichenden kalkalpinen Schuppen. Als jüngste Deformationen können N/S-streichende Faltenachsen gesehenwerden, soweit es sich nicht um B'┴ B-Verformungen im Sinne von SANDER handelt.