Die interne Überschiebungstektonik im Flysch (Kreide) der westlichen Bayerischen Alpen
DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-6491
Abstract
Der kretazische rhenodanubische Flysch Bayerns wird zwischen dem Ostallgäu (Vilstal, westlich von Pfronten) und dem Isartal bei Bad Tölz auf einer Strecke von 80 km in zwei tektonische Einheiten gegliedert, die DOBEN et al. (1983:93) als "Teildecken" oder "Groß-Schuppen" bezeichnen. Die flyschinterne Überschiebung ist an 29 Stellen nachweisbar. Die tektonisch tiefere Teildecke ist paläogeographisch nördlich der höheren Teildecke anzusiedeln. Der Überschiebungsbetrag der höheren Teildecke auf die tiefere dürfte bei 3 km liegen. Es ist allerdings vorstellbar, daß der Bildungsraum beider Körper ursprünglich mehr als 3 km voneinander entfernt lag. Beide Teildecken weisen unterschiedliche Lagerungsmerkmale auf. Die höhere Teildecke verfügt über eine konkordante Basis (Überschiebungsflache verläuft etwa parallel zur Schichtung). Folglich befinden sich in der Regel die Kalkgruppe (Barreme bis Apt) und die Quarzit-Serie (Alb) als älteste Gesteine an der Stirn des Überschiebungskörpers. Dagegen zeigt die tiefere Teildecke eine diskordante Basis, da an der Front dieser Einheit die Oberkreide die Basis bildet. Die interne Überschiebung des Flysches ist daran zu erkennen, daß sich die Unterkreide der höheren Teildecke auf die Oberkreide der tieferen Teildecke geschoben hat. Das Auftreten flyschfremder Gesteine des tektonisch tieferen Untergrundes an der Grenze beider Teildecken ist ein Hauptargument für die tektonische Zweiteilung des Flysches, östlich des Bannwaldsees läßt sich eine größere Aufschuppung der höheren Teildecke beobachten. Neben dem strukturellen Befund kann die tektonische Zweigliederung des Flysches auch durch sedimentologisch-fazielle Untersuchungen am Reiseisberger Sandstein (Obercenoman bis Unterturon) nachgewiesen werden, der in beiden Teildecken auftritt: Nördlich und südlich der flyschinternen Überschiebung treten scharfe fazielle Sprünge und Mächtigkeitsunterschiede auf. Die höhere Teildecke zeigt den Trend einer allmählichen Angleichung an die Verhältnisse der tieferen Teildecke in östlicher Richtung. Durch die Aufnahme von 22 Schichtenprofilen und andere Geländebeobachtungen konnte für den Reiselsberger Sandstein eine Lithostratigraphie erarbeitet und versuchsweise ein Faziesmodell aufgestellt werden. Die Untersuchungen am Reiseisberger Sandstein erlauben auch einige paläogeographische Schlußfolgerungen. Im westlichen Ammergebirge fanden sich im Reiseisberger Sandstein der tieferen Teildecke resedimentierte Gerolle derselben Formation mit Durchmessern bis zu 70 cm. Reflexionsmessungen an Vitriniten aus dem Reiseisberger Sandstein beider Teildecken ergaben höhere Inkohlungswerte der tieferen Teildecke.
The Rhenodanubian Flysch (Cretaceous) of Bavaria can be subdivided into two thrust sheets between the eastern Allgäu (Vi Is valley, west of Pfronten) and the Isar valley at Bad Tölz for a distance of 80 km. The thrust fault can be proven at 29 different locations. The lower unit represents a northern paleogeographical element compared to the upper unit. The overthrust range might measure 3 km. However it is possible that both bodies were deposited more than 3 km apart from each other. The two units show different tectonic features. The sole thrust of the upper unit is more or less parallel to bedding. As a result the Kalkgruppe (Barr mian to Aptian) and the Quarzit-Serie (Albian), being the oldest rocks, appear at the northern front of this overthrust body. The bedding of the lower unit is unconformably cut by the thrust plane in such a way that younger rocks (Upper Cretaceous) are found at the base of the thrust sheet in the frontal part. The main feature of the internal flysch thrust (thrust fault that separates the two flysch units) is that the Lower Cretaceous rocks of the upper unit rest with tectonic contact on top of the lipper Cretaceous rocks of the lower unit. The local occurrence of rocks, generally underlying the flysch nappe, along the internal flysch thrust is a main argument for the subdivision of the Flysch-Zone into two tectonic units. East of the Bannwaldsee, the upper unit itself consists of two schuppen. Besides the structural finding, the tectonic subdivision of the flysch can further be supported by sedimentological and facies studies of the Reiseisberger Sandstein (Upper Cenomanian to Lower Turonian), which appears in both units. Abrupt facies changes and differences in thickness occur north and south of the internal flysch thrust. The upper unit shows the trend of gradual adaptation to the lower unit towards the east. In 22 sections and by other general field observations, a lithostratigraphy for the Reiselsberger Sandstein could be established. Moreover it was possible to establish a facies model of the Reiselsberger Sandstein. The studies also allow for paleogeographical conclusions. In the western section of the Ammergebirge, well-rounded intraformational fragments of the Reiselsberger Sandstein were found with long axes up to 70 cm. Measurements of the vitrinite reflectance of the Reiselsberger Sandstein show a higher degree of coalification of the Reiselsberger Sandstein in the lower unit.