Schertektonik im mesozoischen Deckgebirge der südöstlichen Trier-Luxemburger Bucht – Teil IV
Dittrich, Doris
42: 27 - 98
Dittrich, Doris, 2014: Schertektonik im mesozoischen Deckgebirge der südöstlichen Trier-Luxemburger Bucht – Teil IV. In: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen, Band 42: 27 - 98, DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-5447.
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Für den Zeitraum von Oberjura bis heute können sechs Deformationsereignisse
mit kompressiver Beanspruchung rekonstruiert werden (DI bis DVI).
Sie werden dem Malm, der höheren Unterkreide, dem Unter- bis Mitteleozän, dem
Oberoligozän, dem frühen Miozän und dem plio-pleisto-holozänen Zeitabschnitt zugeordnet.
Jede dieser Deformationen wird in ihren strukturellen Auswirkungen im
Bereich des Untersuchungsgebietes beschrieben und mithilfe von Kartendarstellungen
illustriert. An Kompressionsstrukturen entstanden Horizontalstylolithen, „Slickolite
striae grooves“, moderate Verfaltungen und vereinzelte Aufschiebungen. Scherende
Beanspruchungen werden durch Slickolites, Scherflächen und Riedelflächen
sowie durch Blattverschiebungen (Verschiebungsweiten bis etwa 3,5 km) und Pullapart-
Gräben dokumentiert. Die kinematische Bedeutung der jeweiligen Phänomene
wird im Zusammenhang mit überregionalen Paläostressfeldern und den zugrunde
liegenden plattentektonischen Vorgängen in Mitteleuropa ausgewertet. Im Strukturbefund
der einzelnen Deformationen zeigen sich variierende Stärken der Beanspruchung
und verschiedene rotierende Veränderungen der Stressfeld-Ausrichtungen. Im
Zuge der unterschiedlich angreifenden Stressfelder kam es zu einer mehrfachen mechanischen
Aktivierung von Bruchflächen. Eine zunehmende Ausreifung des strukturellen
Inventars des Deckgebirges bildet sich ab.
Die unterkretazische Deformation DII wird gegenüber den Darlegungen in Teil III
nicht in die unterste sondern in die höhere Unterkreide gestellt. Generell zeichneten
sich unterschiedlich konfigurierte alte und neue Senkungsgebiete ab. Auch sie beeinflussten
das Bewegungsmuster. Bei den jüngeren, seit dem oberen Oligozän abgelaufenen
Deformationen DIV bis DVI kam es zu einer Wechselwirkung der horizontalen
Kompression mit den vertikalen Relativbewegungen des Rheinischen Schildes („Plateau
Uplift“). Randstreifen zwischen den damaligen Hebungs- und Senkungszonen
sind häufig von Pull-apart-Strukturen gesäumt. Die jüngste Deformation DVI ist im
Untersuchungsgebiet durch einen zeitlich wechselhaften Verlauf gekennzeichnet. Das
ehemalige plio-pleistozäne Stressfeld mit seinem Bewegungsmuster weicht vom heutigen
– noch stärker regional differenzierten – Stressfeld ab. Abstract: In the southeastern Trier-Luxemburg Embayment six events of compressive
deformation have taken place since Upper Jurassic. In this paper they are re -
constructed and numbered as DI to DVI. They are assigned to the Upper Jurassic, the
late Lower Cretaceous, the lower to middle Eocene, the Upper Oligocene, the lower
Miocene and finally to the subrecent plio-pleisto-holocene time span. The structural
results of each deformation in the study area are described and illustrated by tectonic
maps. Proven compressional structures are horizontal stylolites, slickolite striae
grooves, moderate fold structures and some few upthrows. Shear movements are
documented by strike-slip faults (horizontal displacements up to 3.5 km) and pullapart
structures, accompanied by slickolites, shear planes and Riedel shears. The kinematic
signification of the particular phenomena is interpreted in context with paleo -
stress fields and plate tectonics in Middle Europe. The structural data of the single
deformations indicate varying strengths of strain and a rotating change of the re -
spective stress field orientation. Caused by the efficacy of various stress fields a multiple
kinematical activation of joints and fault planes took place. A structural evolution
towards a complete inventory of fractures in the upper crust (permian and mesozoic
series) is obvious.
In contrast to the explanations of part III the deformation DII is attributed no longer
to the lowest but into the upper Lower Cretaceous. Old and new subsiding areas with
different shapes can be traced. They also influenced the motion patterns. The younger
compressive deformations DIV to DVI, which came to pass since Upper Oligocene,
were modified by the contemporaneous vertical uplift of the Rhenish Massif. Narrow
border areas between active paleohighs and -lows are often seamed by pull-apart
structures. In the studied area the youngest deformation DVI is characterized by a
temporal variation. The former plio-pleistocene paleostress field and its particular
motion pattern differ from the recent stress field, which is even more regionally differentiated.
Einführung in Teil IV
8. Zusammenfassende Ausdeutung
8.1. Generelle Vorbemerkungen
8.2. Mesozoische Deformationen
8.3. Känozoische Deformationen
8.3.1. Eozäne Deformationen
8.3.2. Oligozäne Deformationen
8.3.3. Miozäne Deformationen
8.3.4. Plio-Pleisto-Holozäne Deformationen
9. Ergänzende Aspekte
9.1. Regionale Verteilung und Bildungsweise der jeweiligen Deformationsspuren
9.2. Offene Fragen und Ausblick
Schriften