Quo vadis Tertiär?

Kadolsky, Dietrich

Gerschel, Henny
Grimm, Kirsten I.

Janssen, Ronald
Radtke, Gudrun
Wielandt-Schuster, Ulrike
Gold, Christiane
DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-6202
Abstract
In der Annahme, es handele sich um ein antiquiertes Relikt einer inzwischen nicht mehr gebräuchlichen Auffassung von Stratigraphie, entschied das ICS-Exekutivkomitee im Jahr 1976, das känozoische Erathem in Paläogen, Neogen und Quartär zu unterteilen und den Begriff Tertiär lediglich als informellen Begriff beizubehalten. Dieser Beschluss erfolgte jedoch ohne Rücksprache mit den Subkommissionen und ohne Einbindung der IUGS. Er widerspricht dem Geist und den Empfehlungen der Internationalen Stratigraphischen Richtlinien und ist demokratisch nicht legitimiert. Sowohl das Vorgehen als auch die fachliche Rechtfertigung löste weltweit eine Kontroverse aus und führte zu einer anhaltenden Verunsicherung bei Geowissenschaftlern sowie zu einer tiefen Spaltung der stratigraphischen Bearbeiter. Auch die deutsche Subkommission Tertiär-Stratigraphie (SKT) als nationales Fachgremium hat sich wiederholt mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Im Rahmen dieser Diskurse kam die SKT mehrfach zum Schluss, dass der Begriff des Tertiär aufgrund historischer, fachlicher und anwendungspraktischer Fakten im Range eines Systems/einer Periode weiterhin zu erhalten ist. Diese Forderung vertritt das Gremium nachhaltig. Vorliegender Artikel gibt einen Überblick zu verschiedenen Aspekten dieser Argumentationskette. Zudem belegt er anhand neuer statistischer Untersuchungen zur sprachlichen Begriffsverbreitung, dass die Termini "Neogen" und "Paläogen" auch nach über 45 Jahren nicht so verbreitet und demnach weniger akzeptiert sind, als der "Tertiär"-Begriff. Dies wäre für chronostratigraphische Begriffe im Range von Systemen / Perioden jedoch anders zu erwarten und notwendig. Darum wird empfohlen, den Begriff "Tertiär" als System/Periode beizubehalten und die Begriffe "Paläogen" und "Neogen" im Range von Subsystemen/Subperioden zu verwenden.
Abstract: Assuming it to be an antiquated relic of a now obsolete conception of stratigraphy, the ICS Executive Committee decided in 1976 to subdivide the Cenozoic Erathem into Paleogene, Neogene and Quaternary. Accordingly, the term "Tertiary" was to be retained only as an informal term. However, this decision was made without consulting the subcommissions and without involving the IUGS. It contradicts the spirit and the recommendations of the International Stratigraphic Guidelines and lacks democratic legitimacy. Both the procedure and the technical justification triggered controversy worldwide and led to continuing uncertainty among geoscientists and a deep division among stratigraphers. The German Subcommission on Tertiary Stratigraphy (SKT), as a national expert committee, has also repeatedly addressed this issue. In these discourses, the SKT repeatedly concluded that the term "Tertiary" has to be preserved in the range of a system/period due to historical, technical and practical facts. This is a demand that the SKT continues to advocate. The present article provides an overview of various aspects of these arguments. In addition, new statistical studies provide evidence for the linguistic spread of terms. It is shown that the terms "Neogene" and "Paleogene" are not as widespread and therefore less accepted than the "Tertiary" term, even after more than 45 years. But this would be expected and necessary differently for chronostratigraphic terms in the range of systems/periods. Therefore, it is recommended to keep the term "Tertiary" as system / period and to use the terms "Palaeogene" and "Neogene" in the range of subsystems/subperiods.