PB - Selbstverl. des Inst. für Phys. Geographie der Freien Univ. Berlin CY - Berlin N2 - Zusammenfassung: Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist eine kritische Untersuchung der Theorien zur Flächenbildung im warm-ariden Raum und die Entwicklung eigener Vorstellungen dazu aufgrund von Feldarbeiten im Tibesti-Gebirge (Zentral-Sahara), die durch Beobachtungen im Südwesten der USA gestützt werden. Im 1. Teil wird ein Überblick über die Entwicklung der Theorien zur Pedimentation gegeben, von den bis in jüngste Arbeiten dominierenden Vorstellungen einer Flächenbildung im festen Gestein und auf Kosten eines höheren Hinterlandes unter ariden Klimabedingungen bis zu Ansätzen, die Pedimente und die Pedimentation als Formen und Prozesse außerhalb des ariden Kontext zu verstehen. Im 2. Teil werden - notwendigerweise noch unter Verwendung der herkömmlichen Begriffsinhalte - Hauptaspekte der „ariden“ Pedimenttheorien, vorwiegend an Beispielen aus dem Tibesti, untersucht. Nachgegangen wird u. a. der Frage nach der Fossilität der Formen, nach der Hangrückverlegung, nach dem Einfluß von Lithologie und Tektonik, nach Rolle und Art der Verwitterung und nach dem Zusammenhang zwischen Inselbergen und Pedimenten. Der Verfasser kommt im Vergleich mit den Befunden aus anderen warm-ariden Regionen zu dem Ergebnis, daß Pedimente - verstanden als schwach geneigte Kappungsflächen in Gesteinen, die unter ariden Bedingungen als hart anzusehen sind -, die ihrer Boden- und Verwitterungsdecke beraubten, degradierten Überreste von tropischen Spülmulden (i. S. BÜDELs) bzw. Flachmuldentäler (i. S. von LOUIS) sind. Sie sind unter wechselfeucht-tropischen tertiären Klimabedingungen gebildet worden und liegen seit ihrer Zerstörung vielfach unter Fanglomeratdecken semiarider Entstehung. Die Theorie der geschlossenen Rückverlegung von Bergfronten und Stufen wird abgelehnt. Ergebnisse von Beobachtungen und Messungen von Hangrückverlegung an Kleinformen, die immer in feinkörnigen Sedimenten oder Decken chemisch verwitterten Materials angelegt sind, lassen sich wegen der unterschiedlichen Gesteinsresistenz nicht auf Großformen übertragen. Für die Becken innerhalb des Tibesti sowie für die Inselberglandschaften des Vorlandes wird eine differentielle Erosion leichter verwitterbarer Bereiche von oben her angenommen, wahrscheinlich in einem vielfachen Wechsel von Phasen der Tiefenverwitterung und der Abspülung der Verwitterungsdecke. Die jeweilige Ausräumung mag in der Verwitterungsdecke durch Mikropedimentation erfolgt sein. Im 3. Teil der Arbeit wird die pleistozäne und holozäne Formung der ehemaligen Spülmuldenbereiche untersucht. Rock fans werden als selten erhaltene Formen der Übergangszeit von der tertiär-tropischen zur pleistozän-semiarid-ektropischen Formung gedeutet. Die verschieden alten Fanglomeratdecken, die nach den vorausgegangenen Ergebnissen — im Gegensatz zu den Theorien arider Pedimentation — nicht als genetisch zusammenhängend mit dem Felssockel angesehen werden können, werden im Zusammenhang mit den Flußterrassenbildungen im Tibesti untersucht. In den mit dem Oberbegriff „Fußfläche“ gekennzeichneten Bereichen lassen sich folgende Formungsphasen in mehrfachem Wechsel unterscheiden: 1. Akkumulation mit Materialzuführung von den Fronthängen und vorwiegend aus dem Hinterland un- unter, oder zum Ende feucht-kühler Klimabedingungen, unter denen aud'i durch Mitwirkung von Frost, aber ohne periglaziale Bedingungen außerhalb der Höhenregion, die Bereitstellung großer Mengen grobblockigen Schutts möglich war; 2. Verwitterung und Bodenbildung bei Abtragungsruhe; 3. vor dem Einsetzen linearer Zerschneidung eine Zeit der Hangglacisbildung mit weitgehendem Export der Schuttdecken von den Hängen; entsprechende Glacisbildungen spielten sich zeitgleich auch auf Flußterrassen in Lockermaterial ab; 4. Lineare Zerschneidung mit Ausweitung der eingeschachtelten Fließrinnen zu Dreiecksflächen in den Fanglomeratdecken, die von der Tiefenlinie her zurückgreifen und ältere Fanglomeratdecken fast vollständig ausräumen können. Dieser Vorgang kann auch bei gleichzeitiger leichter Akkumulation im Distalbereich ablaufen. Trotz geringer örtlicher Erosion des Felssockels handelt es sid1 dabei aber nur um die Umgestaltung einer vorher existenten Fels„fläche“ und nicht um eine Flächenneubildung oder prozeßgleiche Vergrößerung im Sinne der „ariden“ Pedimentation. UR - http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?gldocs-11858/7277 ER -