Geowissenschaftliche Bedeutung von Mikrorissen in Kristallingesteinen
Ruedrich, Joerg
Vollbrecht, Axel
Universitätsverlag Göttingen
Article in Anthology
Verlagsversion
Deutsch
Ruedrich, Joerg; Vollbrecht, Axel, 2006: Geowissenschaftliche Bedeutung von Mikrorissen in Kristallingesteinen. In: Philipp, S.; Leiss, B; Vollbrecht, A.; Tanner, D.; Gudmundsson, A. (eds.): 11. Symposium "Tektonik, Struktur- und Kristallingeologie"; 2006, Univ.-Verl. Göttingen, p. 185 - 187., , DOI: 10.23689/fidgeo-1892.
![]() |
View/
|
In Kristallingesteinen (Magmatite, Metamorphite,
Migmatite) sind Mikrorisse
allgegenwärtig. Ihre Entstehung ist auf
unterschiedliche treibende Kräfte (i.W.
Tektonik, Thermik) und Mechanismen
wie z.B. volumetrische Verformung oder
plastische Rissinitiierung zurückzuführen
(z.B. Vollbrecht et al. 1999). Die
heute in oberflächennahen Kristallingesteinen
zu beobachtenden Mikrorisspopulationen
repräsentieren i.d.R. die
Summe verschiedener geologischer Ereignisse
in unterschiedlichen Krustenstockwerken,
wobei generell die jüngsten
Generationen das höchste Erhaltungspotential
besitzen. Abhängig von den
jeweiligen stofflichen Rahmenbedingungen
(Wirtsminerale, Krustenfluide) zeigen
die Mikrorisse unterschiedliche Ausbildungsformen
(offen, verheilt, versiegelt),
die häufig gemeinsam in einem
Gestein auftreten und damit komplexe,
mehrphasige Entwicklungen dokumentieren.
Analysen von natürlichen und experimentell
erzeugten Rissen belegen, dass
die überwiegende Anzahl als Zugrisse
zu interpretieren sind, d.h. sie werden
primär senkrecht zur kleinsten
Normalspannung angelegt. Zusätzlich
ist bekannt, dass Mikrorisse innerhalb
größerer Gesteinsvolumina meistens in
Form von mehreren richtungskonstanten
Scharen auftreten und damit
den Gesteinen ein Anisotropieelement
aufprägen. Das Beispiel zeigt zusätzlich, dass die Bildung der verheilten und offenen Mikrorisse unter
verschiedenen Spannungsrichtungen
stattfand.
Aufgrund der genannten Eigenschaften
besitzen Mikrorisse sowohl für die
Rekonstruktion geodynamischer Entwicklungen
als auch für die Interpretation
der physikalischen/mechanischen
Gesteinseigenschaften besondere Bedeutung.
Das Vernetzungsschema zeigt, welche Informationen
aus Mikrorissen durch Verknüpfung
verschiedener analytischer Methoden
gewonnen werden können...