Schertektonik im triassischen Deckgebirge der nordwestlichen Trierer Bucht – Teil II
Dittrich, Doris
37: 77 - 128
Dittrich, Doris, 2009: Schertektonik im triassischen Deckgebirge der nordwestlichen Trierer Bucht – Teil II. In: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen, Band 37: 77 - 128, DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-5429.
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Die schon in Teil I geschilderten Hinweise auf kompressive Beanspruchungen
im Untersuchungsgebiet haben sich zwischenzeitlich erweitert um auffällig
engständige Kluftscharen, störungsgebundene Dolinen und Horizontal-harnische in
einem Muschelkalk-Steinbruch bei Eßlingen.
Eine Auswertung des aktualisierten Störungsmusters führte zur Identifikation von
mehreren Verbindungsstrukturen (Pull-apart-Gräben) zwischen linkstretenden sinistralen
Südwest-Nordost-streichenden Blattverschiebungen. Andere, weniger gut erhaltene
transtensionale Pull-apart-Strukturen verbinden Nord-Süd-orientierte rechtstretende
dextrale Bewegungsbahnen. Es lassen sich zahlreiche langgestreckte Blattverschiebungen
ausweisen, dextrale (dex I bis dex V) und sinistrale (sin I bis sin VII). Ihre Horizontalbewegungen dokumentieren sich in mikrotektonischen Phänomenen sowie in
Versätzen an älteren Bruchlinien und an alt angelegten großen Hoch- und Tiefstrukturen,
die schon in der Trias synsedimentär mobil gewesen waren. Eine isochrone Genese
der beiden Typen von Blattverschiebungen ist unwahrscheinlich. Zu beiden Bewegungsmustern lassen sich im Untersuchungsgebiet und in der weiteren Umgebung
Zeugnisse konjugierter Horizontalverschiebungen auffinden, mit kinematisch stimmigeren
Winkelbeziehungen.
Im Vergleich mit den Paläospannungsfeldern anderer Regionen (Voralpenland, Schiefergebirge, Rurtal-Riftsystem, Pariser Becken, Burgund, Kanalküste) ergibt sich folgender tektonomechanischer Werdegang. Die dextralen, rheinisch ausgerichteten Horizontalverschiebungen sind ins Oberoligozän (Chatt) zu stellen. Verschiebungsweiten von
bis zu 3,5 km lassen sich rekonstruieren. Die sinistralen Blattverschiebungen versetzten
die dextralen Bewegungsbahnen um einige Hundert Meter. Ihre Entstehung datiert ins
Untermiozän. Als Reaktion auf das quartäre Beanspruchungsmuster lassen sich regional
differenzierte Anhebungen mit entsprechender Abschiebungstektonik nachweisen.
Über das bisher bekannte Hebungsgebiet der Eifel hinaus sind starke Hebungen in den
(südlichen) Ardennen wahrscheinlich. Es resultierte ein starker Abdachungsgradient zur
nordwestlichen Trierer Bucht. Nordwest-Südost streichende Abschiebungen sind weitere
Resultate der jungen Hebungstendenzen. Sie treten im Südwest-Teil des Untersuchungsgebietes und insbesondere auch im Schiefergebirge auf (Westeifeler Vulkanfeld!).
Die Uranlage dieser Bruchzonen als dextrale Blattverschiebungen könnte dem hier
rekonstruierten untermiozänen Deformationsakt zuzuschreiben sein. The already described indications for compressional stresses in the northwestern
Trier Embayment (part I) could be supplemented in the meantime. In a dolomite
quarry near Eßlingen swarm fissures, more or less crowded, fault-related dolines
and horizontal slip striations were found.
The analysis of an updated version of the fault pattern led to the identification of
several pull-apart-grabens connecting NE-SW striking left-stepping left-lateral strikeslip
faults. North-South trending dextral strike-slip faults are connected by less preserved
right-stepping transtensional pull-apart structures. Several distinct strike-slip faults
can be traced, dextral (dex I bis dex V) and sinistral ones (sin I bis sin VII). Their
strike-slip motions are documented by microtectonic features and by horizontal
dislocations of older fault lines and inherited large paleohighs and -lows, which have
already been mobile in triassic times. A concurrent genesis of both types of strike-slip
faults is less probable. Both motion patterns are completed by conjugate shearing
features – with kinematically more consistent angles – which can be observed in the
study area and in surrounding regions.
Comparisons with paleostress fields of adjacent areas (foothills of the Alps, Rhenish
Massif, Roer Valley rift system, Paris Basin, Burgundy, Channel area) lead to the reconstruction of the structural evolution. The rhenish striking dextral strike-slip faults generated during late Oligocene (Chattian). Horizontal displacements up to 3.5 km can be
reconstructed. The sinistral strike-slip faults, that teared the dextral shear planes, date
from lower Miocene. The quaternary stress field caused regionally differentiated uplift
trends and downfaulting tectonics. Exceeding the so far known uplift area of the Eifel a
noteworthy strong rise of the (southern) Ardennes took place. A remarkable downwarp
resp. downthrow at the northwestern border of the Trier Embayment resulted from that.
These motions also caused an activity of SE-NW striking normal faults with southwestward
downthrow. They appear in the southwestern part of the study area and in
the Rhenish Massif (West Eifel Vulcanic Field!). The initial traces of these fault zones
could have generated as dextral strike-slip faults during the sketched lower Miocene
deformation process.
Einführung in Teil II
5. Rekonstruktion von Bewegungsabläufen
5.1. Sinistrale Bewegungen
5.2. Dextrale Bewegungen
6. Zusammenfassende Ausdeutung
6.1. Überlegungen zur Chronologie der Deformationsereignisse
6.2. Alttertiäre Deformationen
6.3. Oberoligozäne Deformationen
6.4. Untermiozäne Deformationen
6.5. Pleistozäne Deformationen
7. Ausblick
Schriften