Querterrassierungen im Steillagenweinbau von Rheinland-Pfalz
ingenieurgeologische Grundsätze und Erfahrungen
Wehinger, Ansgar
Schroeder, Uwe
36: 189 - 212
Wehinger, Ansgar; Schroeder, Uwe, 2008: Querterrassierungen im Steillagenweinbau von Rheinland-Pfalz - ingenieurgeologische Grundsätze und Erfahrungen. In: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen, Band 36: 189 - 212, DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-5533.
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In Rheinland-Pfalz gibt es seit einigen Jahren den Trend in steilen
Weinbergshängen Querterrassen anzuordnen. Die parallel zu den Höhenlinien verlaufenden
Terrassen sind leichter zu bewirtschaften. Für die Querterrassierung sind
erdbautechnische Eingriffe, wie Anschnitte und Auffüllungen, erforderlich. Es finden
Lastveränderungen statt und Einzelböschungen müssen im Vergleich zur Ausgangsneigung
versteilt werden. In Abhängigkeit von den Untergrundverhältnissen bestehen
geotechnische Risiken bis hin zu Hangrutschungen. Die Machbarkeit einer Querterrassierung
erfordert verschiedene Voraussetzungen, wie zum Beispiel eine geeignete
Hanggeometrie, eine ausreichende Mächtigkeit der Lockergesteinsdecke sowie eine
entsprechende Standfestigkeit bzw. Hangstabilität. An verschiedenen Praxisbeispielen
werden Schadensfälle, die im Umfeld von Querterrassierungen aufgetreten sind,
beschrieben. Ein typisches Risiko ist das Auftreten höhenlinienparalleler Spalten bzw.
Abrisse. Ziel ist es, aus den Erfahrungen der Schadensfälle zu lernen.
Bei Querterrassierungen sind verschiedene Grundsätze zu beachten, deren jeweilige
Gewichtung vom Einzelfall abhängt. Generell sollten für eine Querterrassierung
vorgesehene Hänge im Vorfeld in geotechnischer Hinsicht überprüft werden. Hierzu
gehört neben Standsicherheitsbetrachtungen auch die Feststellung der vorhandenen
und zukünftigen ober- und unterirdischen Abflussverhältnisse anfallenden Wassers.
Ein wichtiger Diskussionspunkt ist die Richtung des Quergefälles der einzelnen Terrassen
(tal- oder bergseits). Es besteht ein wirtschaftliches Interesse, möglichst steile
Böschungen herzustellen. Dies wird jedoch durch die Scherfestigkeit des Untergrunds
eingeschränkt. Die neu entstandenen Böschungen sind möglichst schnell erosionsstabil
zu befestigen. Bis sich eine Begrünung etabliert hat, können unterstützende Maßnahmen,
wie Geotextilmatten, sinnvoll sein. Die Erdarbeiten sollten nur von Baufirmen
mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden. Schon auf Grund der
geringen Zahl bisher durchgeführter Querterrassierungen und der zum Teil aufgetretenen
Schäden besteht ein weiterer Forschungsbedarf und die Notwendigkeit eines
fachlichen Austausches. Abstract: For some years there is a trend in Rheinland-Pfalz to change steep vineyard-
slopes into lateral terraces. The cultivation is easier on terraces, which are orientated
parallel to the contour lines. For building the lateral terraces earth-moving is necessary,
such as excavations and back fillings. Due to the terracing, the distribution of
weight in the slope changes and the inclination increases partially. So dependent on
the soil properties there is a risk of geotechnical failures like landslides. The feasibility
of lateral terracing requires special conditions such as a suitable slope geometry, sufficient
in-situ soil thickness and an adequate shear strength and slope stability. Several cases of damages with relations to lateral terraces are presented. Typical failures are
fissures respective vertical fractures parallel to the contour lines, the beginning of
landsliding.
Different policies for lateral terracing must be respected and adapted to the individual
case. As a general rule the specific slopes should be investigated geotechnically.
In addition to the determination of the slope stability, other properties like the surface
run-off and the subsurface run-off should be considered. An important point of interest
is the inclination of the terrace surface (downward or upward ). For economic reasons,
steep embankments between the terraces are preferred. The steepness is restricted
by the shear strength of the soils. Fresh made embankments have to be
protected against erosion damages. Before the vegetation has grown up, support concepts
like coverings with geosynthetics are useful. The earthwork should only be carried
out by building companies with adequate practical knowledge. Due to low experiences
with lateral terracing in Rheinland-Pfalz and to well known damages more
research and an exchange of ideas are considered to be necessary.
1. Einleitung
2. Geologie und Georisiken im Weinbau von Rheinland-Pfalz
2.1. Boden-/Felsarten in Rheinland-Pfalz
2.2. Rutschungen in Weinbaugebieten von Rheinland-Pfalz
2.3. Beispiel einer Rutschung im Weinberg
3. Bauprinzipien für Querterrassen
4. Beispiele für Querterrassierungen in Rheinland-Pfalz
4.1. Flurbereinigungsverfahren Bienengarten in Koblenz-Güls
4.2. Flurbereinigungsverfahren König-Johann-Berg in Serrig
4.3. Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung „In der Rheinhölle“ in Linz am Rhein
5. Empfehlungen für Querterrassierungen im Weinbau
5.1. Prüfung, Erkundung
5.2. Hydrogeologie, Entwässerung
5.3. Deckschichtenmächtigkeit und Felsklippen
5.4. Hang- und Böschungsneigung
5.5. Erdbau, Herstellen der Querterrassen
5.6. Erschließung
5.7. Begrünung, Erosionsschutz, Stützmaßnahmen
6. Schlussbemerkungen
Schriften