Faktencheck – Vergleichende Betrachtung der Treibhausgasbilanz einer Sanierung von landwirtschaftlich genutzten Hochmoorböden
(mit Abtrag des landwirtschaftlichen Oberbodens und ohne Abtrag des landwirtschaftlichen Oberbodens)
Hofer, Bernd
52: 175 - 186
Hofer, Bernd, 2022: Faktencheck – Vergleichende Betrachtung der Treibhausgasbilanz einer Sanierung von landwirtschaftlich genutzten Hochmoorböden - (mit Abtrag des landwirtschaftlichen Oberbodens und ohne Abtrag des landwirtschaftlichen Oberbodens). In: TELMA - Berichte der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde, Band 52: 175 - 186, DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-5781.
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Die nationale Moorschutzstrategie setzt eine Reduzierung der jährlichen Treibhausgas-Emissionen
(THG) um 5 Millionen Tonnen von den organischen Böden Deutschlands zum Ziel. Aufgrund der Nutzungsverteilung muss der wesentliche Beitrag zur Erreichung dieses Zieles von den landwirtschaftlich genutzten Flächen kommen. Zur Vermeidung von hohen Methan-Emissionen und um eine möglichst geeignete Ausgangslage für die Vegetationsentwicklung in Richtung einer torfakkumulierenden Hochmoorvegetation zu schaffen, ist der Abtrag des landwirtschaftlichen Oberbodens mit Beginn der Maßnahme notwendig. Es ist anzunehmen, dass der abgetragene organische Boden in der Folge entweder im durchlüfteten Teil der Verwallungen, in die er eingebaut wird, oder in einer externen Nutzung in Erden und Substraten oxidieren und somit zu THG-Emissionen führen wird.
Die aktuelle Diskussion um die Photovoltaik auf Freiflächen, die unter anderem die landwirtschaftlich genutzten Moorböden im Fokus hat, gibt dieser Betrachtung weiteres Gewicht, da die Vernässung der Moorflächen für diese Nutzung als Prämisse gesetzt wird. Auch für die Einrichtung des Sphagnum farmings, der Paludikultur auf Hochmoorstandorten, ist der Abtrag des landwirtschaftlichen Oberbodens notwendig.
Die THG-Bilanz der Vernässung mit Hochmoorentwicklung mit Abtrag des landwirtschaftlichen Oberbodens (Hochmoorsanierung) wird in dieser Betrachtung einer Vernässung ohne Abtrag und der Ausgangslage gegenübergestellt. Dies soll zu einer Versachlichung der Diskussion des Themas durch die Bereitstellung von Grundlagendaten beitragen.
Im Ergebnis zeigt sich, dass die Variante mit Oberbodenabtrag zu den geringsten THG-Emissionen
führt. Die Varianten einer Vernässung mit und ohne Oberbodenabtrag liegen aber im Vergleich zur
„Nullvariante“ relativ dicht beieinander, zumal die Unsicherheiten aufgrund fehlender Grundlagenforschung zur Dauer der Methan-Emissionen und der Oxidationsrate von Substraten noch erheblich sind. Allerdings führt die Variante mit Oberbodenabtrag kurzfristig zu einer potenziellen Hochmoor-Vegetationsentwicklung, insbesondere mit Torfmoos-Beimpfung. Dies ist ohne Abtrag mittel- bis langfristig nicht zu erwarten.
Abschließend ist festzuhalten, dass die Vernässung in jedem Fall aus klimatischen Aspekten der Fortführung einer entwässerungsbasierten Landwirtschaft vorzuziehen ist. The national peatland protection strategy sets a target of reducing annual greenhouse gas (GHG) emissions by 5 million tons from Germany’s organic soils. Due to the distribution of land use, the main contribution to achieving this goal must come from agriculturally used land. To avoid high methane emissions and to create the most appropriate conditions for vegetation development towards peat accumulating raised bog vegetation, the removal of the agricultural topsoil is necessary with the start of the measure. It can be assumed that the removed organic soil will subsequently oxidize either in the aerated part of the embankments in which it is constructed or in a use in soils and substrates, thus leading to GHG emissions.
The current discussion about photovoltaics on agricultural used lands, which among other things focuses on organic soils, lends further weight to this consideration, since the rewetting is set as a pre-condition for this use. Removal of agricultural topsoil is also necessary for the establishment of Sphagnum farming, paludiculture on raised bog sites.
In this review, the GHG balance of waterlogging with raised bog development with removal of agricultural topsoil (raised bog restoration) is compared to waterlogging without removal at the baseline. This is intended to help objectify the discussion of the topic by providing baseline data.
The result shows that the variant with topsoil removal leads to the least GHG emissions. However, the variants of waterlogging with and without topsoil removal are relatively close to each other compared to the “no action” option, especially since the uncertainties are still considerable due to the lack of basic research on the duration of methane emissions and the oxidation rate of substrates. However, the variant with topsoil removal results in potential raised bog vegetation development in the short term, especially with peat moss inoculation. This is not expected to occur in the medium to long term without topsoil removal.
In conclusion, from a climatic point of view, rewetting is in any case preferable to the continuation of drainage-based agriculture.