Geologisch-geotechnische Kartierung und Vergleich gravitativer Massenbewegungen an den Hängen der Ehrenbürg und deren Einfluss auf ur- und frühgeschichtliche Denkmäler
Lehnert, Jonas
Lehnert, Jonas, 2023: Geologisch-geotechnische Kartierung und Vergleich gravitativer Massenbewegungen an den Hängen der Ehrenbürg und deren Einfluss auf ur- und frühgeschichtliche Denkmäler. In: Geologische Blätter, 71, DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-5814.
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In dieser Arbeit werden Massenbewegungen und deren Rutschempfindlichkeit an den Hängen des vor der Fränkischen Alb liegenden Zeugenbergs Ehrenbürg untersucht. Da Hangbewegungen oftmals in Bereichen auftreten, die schon einmal davon betroffen waren, ist es wichtig, die Ursachen zu untersuchen und zu verstehen, um Erkenntnisse über mögliche zukünftige Ereignisse zu gewinnen. Durch Digitale Geländemodelle und Geländearbeit wurden Geologische Karten und Karten der Massenbewegungen erstellt. Ferner wurden zwei Profile aufgenommen. Da sich auf der Ehrenbürg Siedlungen aus ur- und frühgeschichtlichen Epochen befanden, von denen hauptsächlich die Reste der ehemaligen Befestigungsanlagen noch heute ersichtlich sind und in der bayerischen Denkmalliste als Bodendenkmäler geführt werden, wird außerdem eine mögliche Gefährdung dieser, sowie der Einfluss der Hangbewegungen auf den Bau der einstigen Siedlungen untersucht.
An den Hängen der Ehrenbürg kann eine deutlich erhöhte Rutschempfindlichkeit erkannt werden, wobei hier zwischen dem sehr stark von Hangbewegungen betroffenen Osthang und dem etwas weniger stark betroffenen Westhang unterschieden werden muss. Die unterschiedliche Rutschempfindlichkeit ist dabei sowohl auf vorbereitende, als auch auf auslösende Faktoren zurückzuführen. Als vorbereitender Faktor ist die geologische Ausgangssituation zu nennen.
Die Ehrenbürg ist hauptsächlich aus Gesteinen der Braunjura-Gruppe und Weißjura-Gruppe aufgebaut, bei denen sich aufgrund von unterschiedlichen Gesteinsausprägungen nach dem Prinzip »Hart auf Weich« Gleithorizonte herausbilden, die Schwächezonen darstellen. Bei der Ehrenbürg stellt dabei der Übergang von der Braunjura-Gruppe zu Weißjura-Gruppe den anfälligsten Bereich für Hangbewegungen dar, wobei die intensiv geklüfteten und mächtigen Karbonatgesteine der Weißjura-Gruppe an der Ehrenbürg überwiegend aus Frankendolomit bestehen, was zu verstärkten Hangbewegungen führt.
Die intensiv ausgeprägten auslösenden Faktoren, wie eine Erosion am Hangfuß durch den Ehrenbach am Ehrenbürg-Osthang und die destabilisierende Wirkung von Wasser im Untergrund sind weitere Gründe für die erhöhte Rutschempfindlichkeit an der Ehrenbürg. Bei den Massenbewegungen handelt es sich größtenteils um komplexe Bewegungstypen, die aus den Bewegungsmechanismen Rotations- und Translationsrutschung zusammengesetzt sind.
Durch den Abtragungsprozess der Massenbewegungen konnten sich die natürlichen Zeugenberg-Festungen herausbilden, die ein optimaler Siedlungspunkt für ur- und frühgeschichtlichen Kulturen darstellten. Jedoch resultiert hieraus auch eine Gefährdung der Reste der einstigen Siedlungen und insbesondere der ehemaligen Befestigungsanlagen. So können diese aufgrund der räumlichen Nähe zu den Hauptabrisskanten mit meist steilen Hängen, hinabstürzen. Da die Hangbewegungen in dieser Arbeit als inaktiv ruhend eingestuft werden, ist außerdem eine Reaktivierung der vorliegenden Hangbewegungen und das Auftreten erneuter Hangbewegungen nicht auszuschließen, wodurch die Befestigungsanlagen direkt betroffen wären.
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Subjects:
MassenbewegungenUr- und Frühgeschichte
Nordbayern
Ehrenbürg
Walberla
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