Neudefinition von stratigraphischen Einheiten im Tertiär des Mainzer und Hanauer Beckens (Deutschland, Oligozän —Miozän)
Teil 2: Wiesbaden-Formation [= Untere Hydrobien-Schichten]
Journal: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen, 200231: 99 - 122
Reichenbacher, Bettina; Keller, Thomas, 2002: Neudefinition von stratigraphischen Einheiten im Tertiär des Mainzer und Hanauer Beckens (Deutschland, Oligozän —Miozän) - Teil 2: Wiesbaden-Formation [= Untere Hydrobien-Schichten]. In: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen, Band 31: 99 - 122, DOI: https://doi.org/10.23689/fidgeo-5831.
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Die im Mainzer und Hanauer Becken informell als Untere Hydrobien-
Schichten bezeichnete Einheit wird als Wiesbaden-Formation neu definiert. Als Typus-
Profil wird das 22 m mächtige Profil im Steinbruch Kalkofen bei Wiesbaden festgelegt.
Die Wiesbaden-Formation überlagert die Rüssingen-Formation (bisher Inflata-Schichten)
und wird ihrerseits von den Oberen Hydrobien-Schichten überlagert. Die Untergrenze
der Wiesbaden-Formation ist durch das erste häufige Vorkommen der Foraminifere
Lippsina de.rn.ensgegeben. Die Obergrenze liegt an der Basis einer marin-brackischen
Schichtfolge, die Foraminiferen, Nannoplankton und erstmals Gafeiws-Otolithen
führt. Die Wiesbaden-Formation ist lithofaziell in drei Abschnitte unterteilbar. Der
untere brackische Abschnitt ist etwa 23 m mächtig. Der mittlere lakustrine Abschnitt
enthält Braunkohle-Lagen und umfasst im Hanauer Becken 20 bis 23 m während er im
Mainzer Becken stark kondensiert ist (maximal 7 m). Der obere Abschnitt wurde von
uns als Auftauchfazies bezeichnet und erreicht bis zu 24 m. Unterer und mittlerer
Abschnitt der Wiesbaden-Formation können biostratigraphisch in die mittlere Aquitan-
Stufe (Säuger-Einheit MN 2a) gestellt werden. Der obere Abschnitt könnte die Zeitspanne
der oberen Aquitan- und der unteren Burdigal-Stufe umfassen, doch fehlen bislang
gesicherte Datierungen. Abstract: The Hydrobia Beds, an informal unit in the Mainz Basin and Hanau Basin,
are newly defined as the Wiesbaden-Formation. We choose a 22 m thick section in the
quarry Kalkofen near Wiesbaden as the type profile. The Wiesbaden-Formation overlies
the Rüssingen-Formation (previous Inf fota-Schichten) and itself is overlaid by the Upper
Hydrobia Beds. The lower boundary of the Wiesbaden-Formation is defined by the first
abundant occurrence of the foraminifer Lippsina demens. The upper boundary is drawn
at the basis of a marine-brackish sequence yielding foraminifers, nannoplankton and, for
the first time (FAD), otoliths of the fish genus Gobius. The Wiesbaden-Formation can be
divided on basis of lithofacies in three parts. The lower brackish part is around 23 m
thick. The middle, lacustrine part contains lignite layers and comprises 20—23m in the
Hanau Basin, but is strongly Condensed in the Mainz Basin (maximally 7 m). The upper
part is named as the "emerging facies" and may be up to 24 m thick. The lower and
middle part of the Wiesbaden-Formation are dated biostratigraphically as middle Aquitanian
(mammal unitMN 2a). The upper part may span the time interval from the upper
Aquitanian to the lower Burdigalien, but precisely dated fossils are still missing.